Flatlays bzw. Fotos aus der Vogelpersektive sind eine beliebte Ansicht, um unbewegte Szenen und Motive zu fotografieren: Speisen wie Beauty Essentials. Man findet sie in den diversen Social Media Feeds genauso häufig wie in Magazinen – blättert einmal bewusst durch Rezept- und Lifestylemagazine und ihr werdet bemerken, dass so manches Heft das Flatlay als Stilmittel benutzen, das sich vom Cover bis zur letzten Seite durchzieht.
Flatlays sind meiner Meinung nach ideal für den Einstieg in die Foodfotografie. Vorweg, es eignen sich natürlich nicht alle Foodmodels für ein Bild von oben. Aber: 1. viele eignen sich sehr wohl und 2. wer Spaß daran hat, Essen zu shooten, kann sich ja selbst aussuchen, welches Model vor die Linse geholt wird. Man startet ja nicht gleich mit Auftragsfotografien, sondern legt sich erstmal die Speisen auf’s Set, die einfach zu fotografieren sind.
#1: Nutze Flatlays als Einstieg in die Foodfotografie
Warum sind meiner Meinung nach Flatlays eine vergleichsweise einfache Perspektive und gut geeignet für die Anfänge der Foodfotografie?
Flatlays werden immer im 90 Grad-Winkel von oben fotografiert. Über den passenden Winkel und unscharfe Gegenstände im Hintergrund braucht man sich also keine Gedanken zu machen – die Perspektive ist quasi „fix“.
Wird im Gegensatz dazu von der Seite fotografiert, gibt es unzählige Variationen: etwas höher oder doch lieber minimal flacher? Kaum verändert man den Winkel ein kleines bisschen, müssen auch die Objekte sofort etwas verrutscht werden, damit die Szene, die Linien und die Zwischenräume wieder ansprechend aussehen. Auch die Schärfe und Belichtung muss dann schnell mal etwas angepasst werden.
Beim Flatlay hingegen ist der Winkel von Anfang an klar und Unschärfe im Hintergrund gibt es kaum bis gar nicht. Zudem kannst du ziemlich genau auch mit freiem Auge schon erahnen, wie dein Bild aussehen wird – besonders dann, wenn du für ein bestimmtes Medium ein ganz bestimmtes Format benötigst.
#2: Wähle das passende Food für Flatlays
Flatlays werden von oben fotografiert und haben daher wenig bis gar keine Tiefe – das bedeutet, dass alle Objekte sich ziemlich nahe am Boden befinden und der 3D-Effekt ziemlich gering ist.
Je flacher die Models, desto besser eignen sie sich für ein Flatlay: Pizza, Flammkuchen, Brötchen sind klassische Beispiele.
Für dein Flatlay eignen sich daher genau die Gerichte am Besten, die ohnehin kaum „Breitseite“ haben bzw. Speisen, bei denen die Seitenansicht wenig Informationen enthält (zB. nur Teig, der auch von oben erkennbar ist). Mehr zum Thema Perspektiven kannst du hier lesen.


#3: Nutze die Macht der geometrische Linien und Formen
Geometrische Anordnungen auf Fotos sind eine Wohltat für das Auge des Betrachters. Bei Flatlays fällt es vergleichsweise leicht, die Objekte nach dem geometrischen Muster der Wahl zu legen – bei seitlichen Ansichten erfordert es meiner Meinung nach mehr Übung.
Der goldene Schnitt, Diagonalen oder Fibonacci-Spirale: auf dem flachen Untergrund lassen sich die Objekte wie Bausteine platzieren – ein Stilmittel, mit dem auf relativ einfache Art ein ansprechendes Foto entsteht.
Beim Flatlay kommt das Stilmittel der Geometrischen Linien und Formen besonders deutlich zur Geltung. Gut gelegt bedeutet also mit großer Treffsicherheit ein ansprechendes Ergebnis. Daher empfehle ich, dass du nicht einfach „drauflosfotografierst“ und das Bild später zuschneidest, sondern dein Set gleich maßgeschneidert für dein benötigtes Format legst.


#4: Fülle das Foto mit allem, was du zu zeigen hast
Ein Flatlay ist das Mittel der Wahl, wenn du möglichst viele Dinge zu zeigen hast: Zutaten, kleine Schälchen mit Saucen, Deko- und Streuzutaten. Anders herum formuliert: hier ist es ein Leichtes, mit vielen Zutaten die Szene zu unterstreichen. Auf der flachen Unterlage ist Platz für reichlich Props und Zutaten.
Nutze das Platzangebot aus. Alles, was du legst, ist sichtbar, nichts verschwindet in der Unschärfe oder wird durch davor liegende Elemente verdeckt.
Ein weiterer Vorteil: die Elemente und Props sehen genau so aus wie im „Original“. Du glaubst nicht, wie oft ich mich mit Tellern und anderen Behältern geärgert habe, weil sie seitlich fotografiert eigenartig oval wirkten.
Da beim Flatlay die Zwischenräume schnell leer wirken, empfehle ich, sie großzügig zu füllen. Natürlich soll das Foto auch nicht messy aussehen, aber zB. ein kleiner Klecks Staubzucker oder gemahlener Pfeffer wirkt oft Wunder und füllt Zwischenräume unauffällig mit Leben.
#5: Spiele mit hohen Elementen
Unschärfe, auch wenn sie bei Flatlays wie schon erwähnt nicht die Bedeutung hat wie in seitlichen Perspektiven, macht Fotos dennoch – das ist unbestritten – immer um einen Tick interessanter. Bei Flatlays lässt sich gut mit hohen Elementen spielen, um das Stilelement Unschärfe doch noch ins Rennen zu schicken.
Große Blumen oder Pflanzen in einer hohen Vase, eine Weinflasche oder hohe Essig- oder Ölspender: höhere Elemente an den Seiten bringen ein interessantes Unschärfe-Spiel.
Variiere mit den Einstellungen der Blende (F) an deiner Kamera und mit dem Höhenabstand, der zwischen Kamera und Set besteht. Ich verwende dazu entweder die Bildvorschau am Display, um die Kamera höher zu halten oder manchmal auch eine kleine, zweistufige Leiter. So kannst du dekorativen Objekten (nicht dem Hauptdarsteller) mehr oder weniger Unschärfe verleihen.


Viel Freude beim Umsetzen! Auf deine Meinung zum Thema, Fragen und Diskussion im Kommentarbereich freue ich mich!