Es ist alles eine Frage der Perspektive – das gilt auch für die Fotografie. Es ist eine der Künste bei Foodfotos bzw. allgemein beim Fotografieren, eine gute Sicht auf das Motiv auszuwählen. Die gewählte Perspektive hat viel Einfluss darauf, wie das Foto schlussendlich wirkt und was es erzählt.
Wer kennt es nicht: man hat ein schönes Motiv vor Augen, jede*r zückt das Handy und fotografiert drauf los. Dann folgt der Blick auf das Display nebenan und die Bilder sehen sehr unterschiedlich aus und wirken auch so – oft liegt das neben einigen anderen Faktoren an der Perspektive. Wurde das Handy tief, hoch oder schräg gehalten?
Lasst uns konkret über die Speisenfotos sprechen und wie sich eine gute Perspektive finden lässt. Vorweg: die eine, einzig „richtige“ Perspektive gibt es nicht. Wohl aber gibt es gute und weniger gute Perspektiven und dazu hilfreiche Regeln für die Entscheidung.
3 Haupt-Perspektiven:
- Draufsicht (auch Top down oder Flatlay genannt)
- 45 Grad-Perspektive
- Horizontale Perspektive
Draufsicht (Top down, Flatlay)
Hier richtest du die Kamera von oben auf das Gericht und lichtest es aus der Vogelperspektive ab. Das fertige Foto zeigt alle Details der Oberfläche, sei es den Inhalt eines Tellers oder die hübsch dekorierte Torte. Die Seite hingegen ist nicht zu erkennen.
Wofür?
Die Draufsicht eignet sich besonders gut für flache Speisen wie Pizza, Tarte, Flammkuchen,… Je flacher und zugleich größer dein Model, desto mehr eignet sich diese Perspektive zum Fotografieren. Ein Blech voll frisch gebackener Kekse oder eine große Pizza sind klassische Beispiele dafür.
Vorteile und Herausforderung:
Die Perspektive ist insofern wahrscheinlich die einfachste, weil alle Elemente gleichermaßen abgebildet werden. Keines liegt weiter vorne oder weiter hinten. Schärfe und Unschärfe ist kein Thema, da es grundsätzlich kaum Tiefe im Bild gibt (außer man erzeugt sie willentlich, indem man etwa eine hohe Vase mit Blumen an den Bildrand stellt).
Wenn du kein hochwertiges Stativ mit Querstrebe hast, wo du deine Kamera in der Vogelperspektive sicher einspannen kannst oder generell gerne aus der Hand fotografierst, brauchst du eine stabile Leiter. Bedenke, dass du hoch genug hinauf und auch etwas nach vorne gebeugt sein musst, um wirklich genau über dem Motiv zu sein. Ich baue in diesem Fall das Set gerne am Boden auf und nutze eine zweistufige stabile Leiter.
45 Grad-Perspektive
Bei der 45 Grad-Perspektive befindet man sich mit der Kamera seitlich oben vom Motiv. Die Perspektive ist in etwa die natürliche Sicht, die du hast, wenn du am Tisch stehst und den Teller, den Kuchen etc. betrachtest. Bleiben wir beim Beispiel des Kuchens: am Foto sowohl die Seiten (Teig) als auch die etwa mit Zucker bestreute Oberfläche gut erkennbar.
Wofür?
Diese natürliche Perspektive eignet sich für sehr viele Speisen, die weder besonders hoch noch besonders flach sind. Sie ist auch ideal für Gerichte, die „Stars“ im Vordergrund haben und nebensächliche Elemente, die erkennbar sein sollen – etwa ein Stück Fleisch und seine Beilagen.
Vorteile und Herausforderung:
Da die Perspektive eine sehr natürliche ist, lässt sich das Bild gut gestalten und mit Accessoires experimentieren. Dadurch gibt es viel Spielraum mit Schärfe und Unschärfe – das ist schön, man muss aber damit umzugehen wissen bzw. viel probieren, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Horizontale Perspektive
Bei der horizontalen Perspektive siehst du dein Gericht aus der Perspektive einer Maus. Das Model wird also von der Seite abgelichtet. Die Kamera wird sehr nahe an der Grundfläche (Boden oder Tischplatte) platziert. Das Foto zeigt das Gericht gänzlich von der Seite und die Oberfläche ist nur wenig bis gar nicht sichtbar.
Wofür?
Das ist die ideale Perspektive für Gerichte, die hoch gebaut oder getürmt sind. Ein klassisches Beispiel ist eine Geburtstagstorte mit Kerzen, aber auch andere Speisen eignen sich dafür – besonders dann, wenn durch schönes Anrichten Höhe erreicht wird: zB. Risotto oder Pasta mit Parmesan und Kräutern als Topping. Auch für Action-Fotos ist die Horizontale eine gute Perspektive, etwa für das Rieseln von Zucker auf das Gebäck oder das Gießen von Öl auf einen Salat.
Vorteile und Herausforderung:
Ein Vorteil ist sicher, dass diese Perspektive im Vergleich zu den anderen eher selten ist, weil sie sie einfach nicht so häufig anbietet. Somit ist sie ein Blickfang für Betrachter*innen und die Fotos erregen mehr Aufmerksamkeit und Wow-Effekt.
Da das Bild viel Tiefe haben kann, sind Elemente weiter hinten in der Regel unscharf. Dass dort Requisiten vorhanden sind, ist zwar wichtig, du brauchst aber nicht so viel Augenmerk darauf legen, dass es genau das passende Accessoire ist, da Details durch die Unschärfe leicht unkenntlich gemacht werden können.
Was du bei dieser Perspektive aber brauchst, ist zusätzlich zum Untergrund ein Hintergrund für das Foto: eine einfärbige oder entsprechend gemusterte Fläche.
Hier ist natürlich nicht nur „schwarz“ oder „weiß“, sondern auch dazwischen vieles möglich und ein Mittelweg zwischen zwei Varianten genauso denkbar. Die drei Haupt-Perspektiven dienen der Orientierung und helfen, für unterschiedliche Gerichte jeweils eine passende und ansprechende Sicht zu finden.
Viel Freude beim Ausprobieren! Auf deine Meinung zum Thema, Fragen und Diskussion im Kommentarbereich freue ich mich!