Bildgestaltung: Wiederholende Muster und Formen

Um schöne, ansprechende Bilder zu gestalten braucht es die eine oder andere Technik – Framing, die Drittelregel und die Diagonalen habe ich euch in vorangegangenen Beiträgen erklärt. Eine weitere, zusätzliche Technik folgt hier: Wiederholungen in Mustern und Formen ist eine Technik, die sehr gut ergänzend zu anderen Techniken verwendet werden kann.

Wie auch in den vorangegangenen Beiträgen zur Bildgestaltung schon erwähnt, sind diese Techniken natürlich kein Muss oder kein „Schwarz“ oder „Weiß“. Regeln sind da, um gebrochen zu werden, lautet ein bekanntes Sprichwort. Alles kann – nichts muss, aber aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass die nicht angewandten Techniken der Bildgestaltung sehr oft der Grund dafür sind, warum Bilder irgendwie nicht gefallen.

Es kommt nicht selten vor, dass ich fotografiere, die ersten Bilder durchsehe und die Fotos mich nicht zufriedenstellen. Irgendetwas stört oder ist einfach nicht stimmig. Die Formen und Muster sind sehr häufig der Grund dafür. Ändert man ein paar kleine Details, bekommt man ein völlig anderes Ergebnis, und plötzlich passt es einfach.

Geometrische Formen

Je mehr geometrische Formen sich auf einem Foto wiederholen, desto besser: Kreise, andere runde oder ovale Formen, Dreiecke, Vierecke, etc. Das reicht vom Model an sich (dem Gericht) bis hin zu den Unterlagen und den Props und Accessoires.

Ähnlich verhält es sich mit Mustern: Streifen, Tupfen und sämtliche andere geometrische Muster sollen sich möglichst ähnlich sein. Jeder Wiedererkennungwert punktet.

Die erste Übereinstimmung finden

Das Essen bzw. das Gericht ist der Star auf deinem Foto. Wirf also zu Beginn einen Blick auf das Model und sieh, welche Form und welche Muster es hat. Zimtschnecken etwa sind kreisrund und haben als Muster eine Spirale zu erkennen, ähnlich ist es bei Rouladen. Toast oder Nussecken wären ein Beispiel für scharfkantige, eckige Formen.

Der erste und einfachste, meiner Meinung nach auch der wichtigste Schritt ist, ein geeignetes Teller oder eine passende erste Unterlage zu finden. So lege ich Knödel zum Beispiel gerne in eine kreisrunde Ofenform. Besagte Nussecken hingegen würde ich auf einem rechteckigen Tableau oder Keksteller arrangieren.

Als überspitztes Negativ-Beispiel könnt ihr euch vorstellen, wie es aussehen würde, wenn eine Zimtschnecke mit ihrem wunderschönen Spiralmuster auf einem viereckigen Teller mit deutlichem Rand serviert werden würde. Kaum jemand würde behaupten, dass dies hübscher sei als auf einem runden Teller.

Eine passende Umgebung formen

Der nächste Schritt ist, auch die weiteren Accessoires und Props entsprechend anzupassen. Hat man die Wahl, so würde ich zur Zimtschnecke lieber einen runden Zuckerstreuer platzieren als einen scharfkantigen. Auch ein untergelegtes Tuch kann leicht rund aufgelegt werden – das wirkt zur runden Zimtschnecke vermutlich harmonischer, als wenn es straff in einer Linie gelegt wird.

Accessoires nach Verfügbarkeit

Natürlich hat jemand, der kein umfassend ausgestattetes Küchen-Fotostudio zur Verfügung hat, nicht unzählige Accessoires in allen möglichen Formen parat. Mit dem Wissen über die Formen und Muster verzichte ich, wenn ein Accessoire so gar nicht dazu passt, darauf und verwende zum Beispiel statt einem eckigen Salzstreuer ein kleines rundes Schälchen mit Kräutern oder Gewürzen – je nach Verfügbarkeit.

In Formen und Mustern anordnen

Im Vordergrund steht trotz aller Gestaltungstechniken das Model und die Geschichte, die mit dem Bild erzählt werden soll. Bei Foodfotos sind das häufig Zutaten, die im Rezept verwendet werden und die deshalb am Foto sichtbar sein sollen (oder auch müssen, wenn etwa für Kund*innen fotografiert wird). Dabei kann es sein, dass die Zutaten einfach rund oder eckig sind, was nicht änderbar ist.

Es hilft in diesem Fall, die Elemente mit anderen Accessoires dann geformt anzuordnen, sprich sie entweder in einem Bogen auszulegen oder auf einer geraden Linie – kleiner Unterschied, große Wirkung! Gestreute Pfefferkörner können zum Beispiel, auch wenn sie selbst eine runde Form verkörpern, in einer geraden Linie gelegt werden.

Unterstreichen mit Details

Ist alles notwendige auf dem Foto und du möchtest die Wiederholung noch verdeutlichen, gibt es auch dazu viele Gelegenheiten. Du kannst das einsetzen, wenn es neben dem Model im Rest des Bildes nicht mehr viel Gelegenheit zur Wiederholung gibt (weil es etwa sehr schlicht gestaltet sein soll) oder wenn du ein hübsches Setting einfach noch schöner und stimmiger machen möchtest. Hier ein paar Bespiele:

Für den Teller der Speise kann ein zweites, ebenso rundes oder eckiges Unterteller oder Platzset verwendet werden. Sind am Foto Hände erkennbar, die etwa einen Teller halten, kann ein runder oder eckiger Ring am Finger viel bewirken. Einem Aufstrich oder einer cremigen Suppe kannst du mit einem Löffel noch zusätzliche runde Texturen einstreichen und die Kräuter oder das Öl genau in diese Kreise platzieren.

Fazit und Tipps

Langer Rede kurzer Sinn: wenn sich eine Form erkennbar wiederholt, wirkt das auf die Betrachter*innen schön und stimmig. Wie überall ist ein Übermaß manchmal auch kontraproduktiv und ein bewusst geschaffener Kontrast kann manchmal auch ganz schön sein. Zudem haben manche Accessoires einfach ihre feste Form (Besteck zum Beispiel).

Wichtig ist meiner Meinung nach, bewusst hinzuschauen und das Bild aktiv zu gestalten. Mal ehrlich – und das ist mehr als legitim – sieht jede*r Foodfotograf*in, Foodblogger*in und Co. täglich sehr viel Inspiration, und was gut gefällt, probiert man auch gerne selbst aus. Natürlich habe ich etwa für mein erstes Handfoto auf anderen tollen Fotos gesehen, dass die Finger schön geschmückt waren – nun ist es aber wichtig zu wissen, dass es einen Unterschied macht, welchen Ring ich mir für das Foto anstecke oder eben, in welcher hübschen Dose ich kreisrunde Kekse zeige. Dose ist eben nicht gleich Keksdose.

Wähle die Elemente mit dem Wissen über die Bildgestaltung und der Formen und Muster aus und du kannst sehr viel aus einem Foto herausholen. Kleine Ursache, große Wirkung ist hier sicher ein sehr passender Spruch.

Viel Freude beim Umsetzen! Auf deine Meinung zum Thema, Fragen und Diskussion im Kommentarbereich freue ich mich!

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