Hat man die Funktionen der Kamera verstanden und weiß, wie man Blende, Belichtung und ISO-Wert einsetzen kann, ist das die halbe Miete. Die andere Hälfte liegt in der Bildgestaltung und in der Frage: wie ist ein optisch ansprechendes Bild aufgebaut?
Es gibt unterschiedlichste Methoden der Bildgestaltung. Hier drängt sich die Frage auf: warum sollen Bilder genau so aufgebaut sein und warum kann man die Dinge nicht einfach so hinlegen, wie man möchte oder es sich zufällig ergibt? Das kann man natürlich, aber hier zwei gute Gründe, die Techniken der Bildgestaltung zu nutzen.
1. Hilfe beim Bildaufbau
Es wäre gelogen, wenn man sagen würde, dass auch erfahrende (Food-)fotograf*innen nicht oftmals vor dem Setting stehen, und erstmal nicht genau wissen, wie das Bild aufgebaut werden soll. Sich nun die Techniken des Bildaufbaus in Erinnerung zu rufen, hilft einfach gut, um schnell zu einer Idee zu kommen. Die Techniken sind eine Orientierungshilfe, um eine Basis für das Set zu schaffen. So werden das Model und die Accessoires nicht planlos hingestellt, sondern anhand eines gewissen Rahmens, der schneller zu einem ansprechenden Ergebnis führt.
2. Ansprechend für die Leser*innen
Auch hier muss wiederholt werden: natürlich kann man machen, was man möchte. Der Vorteil der Bildgestaltung anhand einer Technik ist, dass die Techniken das Auge der Betrachter*innen einfangen, lenken und durch das Bild führen. Vielleicht kennst du das: ein Bild ist schön, aber irgendwie auch irritierend, man schwenkt mit den Augen von links nach rechts,… oder: du machst ein Foto, eigentlich ist alles drauf, was soll – aber aus einem unerfindlichen Grund bist du damit nicht zufrieden. Irgendetwas stimmt einfach nicht ganz. Nicht selten liegt der Grund tatsächlich im Bildaufbau. Hier kann es helfen, sich die Muster der Bildgestaltung in Erinnerung zu rufen. Oft kann durch eine kleine Anpassung eine deutliche Verbesserung erzielt werden.
Framing – einen Rahmen finden
Eine relativ einfache Methode der Bildgestaltung ist das Framing. Das heißt, man gestaltet und füllt die Außenkanten des Fotos – man gibt ihm also einen Rahmen. Bei Foodfotografien können das entweder sein:
- Zutaten: bei frisch gemachter Pasta zB. Mehl, Mehlpackung, Eier, Nudelholz
- Deko-Elemente: Blumenvase, Obstkorb, Tuch
- Bestandteile am Esstisch: Besteck, Schüsseln mit Dips und Saucen, Ölflasche, Salzstreuer, ein Teller mit einer Portion des Gerichts,…
Die Elemente werden am Rand des Fotos platziert und großteils auch angeschnitten. Framing kommt besonders bei Flatlays gut und stark zum Ausdruck.
Je nach Bild und Perspektive kann der Rahmen an allen vier Kanten oder auch nur an einzelnen Kanten aufgebaut werden. Bei Flatlays bietet es sich an, 3 oder gar alle Kanten zumindest teilweise zu füllen, bei 45 Grad-Perspektiven braucht man häufig nur für die obere Kante und obere Seiten Füllung.
Den Bildausschnitt festlegen
Um das Bild entsprechend einrahmen zu können, muss – wie bei manch anderen Techniken der Bildgestaltung – beim Fotografieren schon ungefähr feststehen, wie der Bildausschnitt später ausfallen wird.
Ein klassisches Beispiel dafür sind Fotos, die mit der Kamera entweder im Hochformat oder Querformat fotografiert werden, später aber im quadratischen Format für Social media verwendet werden sollen. Hier hilft es, sich schon während des Fotografierens am Kamera-Display eine Vorschau des Bildes anzeigen zu lassen – bei vielen Kameras lassen sich auch entsprechende Hilfslinien einblenden.
Drei gerahmte Kanten Unscharfer Rahmen durch hochstehende Pflanze
Umfangreicher Frame Im Vergleich: verbesserungsfähiger Rahmen – rechte Kante
Im Unterschied zwischen Bild 3 und 4 ist meiner Meinung nach gut erkennbar, was passiert, wenn die Elemente willkürlich angeordnet sind und die Technik der Bildgestaltung nicht beachtet wird. Ich habe hier unabsichtlich die Elemente nicht gut an den rechten Rahmen gelegt. Geholfen hätte natürlich auch, wenn ich das Bild in der Bearbeitung rechts noch etwas beschnitten hätte.
Fällt auch auf, dass es beinahe irritierend wirkt und so wirkt, als wäre rechts ein Stück „überschüssiges“ Bild?
Fazit und Tipps
Ich finde diese Methode relativ einfach in der Umsetzung und eine gute Möglichkeit, Ordnung in ein Bild zu bringen. Oft möchte man sehr viele Zutaten abbilden, die ansonsten recht wirr und durcheinander im Foto platziert werden. Bildet man mit ihnen einen Rahmen, werden sie sortierter. Die Betrachter*innen können trotzdem alle Zutaten sehen, das Bild wirkt dennoch ruhig, geordnet und nicht chaotisch.
Wie genau man den Rahmen bildet, ist natürlich Übungssache. Je nachdem, welche Elemente man zur Verfügung hat musst du ausprobieren, wie stark du sie anschneidest, wo der Rahmen Lücken haben darf usw.
Viel Freude beim Umsetzen! Auf deine Meinung zum Thema, Fragen und Diskussion im Kommentarbereich freue ich mich!