Im letzten Beitrag ging es darum, welche Emotionen durch Farben geweckt werden – etwa dass ein kräftiges Rot nicht so gut zu einem romantischen Törtchen passt und ein sattes Grün besser zu einem gesunden Gericht passt als zu einer herzhaften Pizza. Heute geht es um den Stil der Untergründe und Props.
Untergründe für Foodfotos
Seien wir uns ehrlich: viele Foodblogger*innen kochen mit dem selben (und durchaus guten) Wasser. Sprich: sie arbeiten mit den gleichen Untergründen. Eine Handvoll Untergründe, die preislich erschwinglich und auch gut lagerbar sind, tun lange Zeit ihren Zweck – ich traue mir zu sagen, erst wenn die Fotografie einen professionelleren, auch beruflichen Weg einschlägt, lohnt es sich, in hochwertige Untergründe zu investieren. Die meisten von uns fotografieren schließlich zuhause und verfügen nicht über ein eigenes Studio, in dem zahlreiche Untergründe gelagert werden können.
So sind es anstelle hochwertiger, selbst gefärbter, geschraubter oder bespachtelter Unikate (die pro Stück locker um die 100 Euro kosten) die sehr praktischen Kartonunterlagen, von denen es eine begrenzte Auswahl gibt und die man daher auf vielen Blogs immer wieder mal in der genau gleichen Ausführung entdeckt, in der man sie selbst zuhause hat. Ich selbst habe 4 solcher beidseitig bedruckter Kartons zuhause, ganz zu Beginn hatte ich eine einzige Holzplatte aus dem Altstoffsammelzentrum, die ich sehr mochte und daher für jedes Foto verwendet habe.
Wenn die Auswahl also nicht unendlich ist, und man mit Sicherheit dabei noch eine oder zwei Lieblings-Unterlagen hat, ist es meiner Meinung nach besonders wichtig, die jeweils zum Foodpic passende auszuwählen.
Rustikal, romantisch, modern, cozy?
Eigentlich keine große Sache, aber es lohnt sich, sich vor jedem Foto selbst zu erinnern:
- Welche Eigenschaften hat das Gericht, das fotografiert wird?
- Welche Unterlage hat die gleichen Eigenschaften und passt damit zur Story?
Holzoptik
Viele ambitionierte Foodblogger*innen haben Unterlagen in der typischen etwas dunkleren und sehr rustikalen Holzoptik. Holz suggeriert Gemütlichkeit, Tradition und Wärme. Man braucht eigentlich nur eine Portion Bauchgefühl spielen lassen: mich erinnert dunkles Holz an eine Hütte in den Bergen, an eine Rast nach einer Wanderung, nach einem Besuch bei Oma oder auf einem Bauernhof.
Rustikales Holz passt…
- gut zu Brot und rustikalen Brötchen, weniger zu Knäckebrot und Fitnessbrot
- gut zu Knödeln und Nockerl, nicht aber zu Curry oder einer fancy Bowl
- gut zu Kaiserschmarren und Suppe, weniger zu Panna Cotta oder Ramen
- gut zu Jause, weniger zu einem Quinoasalat im Glas
- gut zu klassischem Kuchen, weniger zu Eiscreme oder einem Joghurtdessert im Glas
Weiße und marmorierte Unterlagen
Auch sie sind beliebt für Foodfotos und es lohnt sich, so einen Untergrund als Pendant zur Holzoptik parat zu haben. Insgesamt ist es clever, vorerst nicht mehrere ähnliche Untergründe zu kaufen, sondern erstmal „widersprüchliche“.
Helle Untergründe passen…
- gut zum Eat-clean-Trend mit frischen/rohen Zutaten, weniger zu Knödeln
- zu Fitnessgerichten mit kalorienarmen Zutaten, nicht etwa zu Ofenkartoffel oder Raclettebrot
- zu Obst und leichten Desserts sowie zu Kuchen und Torten mit romantischem Touch, weniger etwa zu Pumpkin pie
- zu sommerlichen Gerichten und auch zu Speisen, die an Kälte und Winter erinnern, weniger zu Herbstküche
Ihr seht, in welche Richtung die Überlegungen gehen? Wie schon oben erwähnt, meist genügt zur Auswahl eine kurze Rückfrage an das Bauchgefühl. Das macht wirklich Sinn, weil allgemeingültige Regeln dafür nicht so einfach aufzustellen sind. Ein Beispiel: Baklava ist ein sehr üppiges Dessert und würde im allgemeinen nicht so gut zu cleanem, weißen und leichtem Design passen. Da Baklava aber in südlichen Ländern wie Griechenland und Kroatien gegessen wird und daher auch mit Urlaub am Meer in Verbindung gebracht wird, passt weiß und blau wiederum sehr gut. Regel Nummer eins ist also: hör in dich hinein und überlege, in welcher Umgebung du dieses Gericht vor deinem inneren Auge siehst. Dann wird bestmöglich nachgebaut.
Props und Accessoires
Das gleiche Prinzip gilt für Accessoires und sämtliche anderen Utensilien, die am Foto zu sehen sein sollen. Die tolle, abgenutzte Gabel á la 80er Jahre passt einfach nicht zu jedem Setting.
Wiederum gilt: denke nach, welches Accessoire du zu deinem Gericht vor deinem inneren Auge siehst. Ist es eine wuchtige Gabel oder eine filigrane? Soll sie lieblich verziert sein oder ganz schlicht geformt? Wahrscheinlich hast du genauso wie ich nicht unzählige Gabeln zuhause. Das Prinzip funktioniert auch umgekehrt: sieh in dein Repertoire und überlege, welche deiner Bestecke die am passendsten Eigenschaften hat. Übrigens – in ein Dessert oder eine Suppe gesteckt, ist es nicht mehr sichtbar, ob du einen Löffel oder eine Gabel verwendest. Hauptsache, der sichtbare Teil passt 🙂
Gleiches gilt auch für Tücher und Teller. Stoffe und ihre Musterung sagen einiges aus, sie können rustikal sein, aber auch elegant oder frisch. Ein Tuch kann daran erinnern, dass die Oma eine heiße Aufflaufform aus dem Ofen holt, oder daran, dass ein gesunder Smoothie serviert wird. Ebenso verhält es sich mit den Tellern. Ob man will oder nicht, hinter jedem Teller vermutet man insgeheim etwas: gehört es jemandem, der eher traditionell kocht oder wird darin eher vegane Bowl angerichtet?




Fazit und Tipps
Ich wiederhole mich, aber befragt vor dem Foodstyling euer Bauchgefühl. Wo seht ihr das Gericht vor eurem inneren Auge? In welcher Umgebung, wie wird es serviert und präsentiert? Und wie sehr stimmt das mit den Props überein, die ihr zur Verfügung habt? Es ist wichtig, hier genau hinzuschauen und nicht zum wiederholten Mal die Lieblingsgabel oder die Lieblingsunterlage zu verwenden, ohne das Motiv zu hinterfragen.
Das gleiche gilt übrigens auch für sämtliche Dekorations-Elemente. Frische Blumen, Kerzen, Vasen und Co. passen nicht zu jedem Setting. Es gibt rustikale Pfefferstreuer und elegante. Rosen erzählen eine andere Geschichte als Wiesenblumen, Eukalyptus steht für etwas anderes als Efeu.
Ich bin beim Fotografieren oft unsicher und lege mir vorab mehrere passende Elemente bereit, um am Set wechseln zu können und „live“ auszuprobieren – vor allem dann, wenn das Model nicht allzu lange frisch und stabil steht.
Viel Freude beim Umsetzen! Auf deine Meinung zum Thema, Fragen und Diskussion im Kommentarbereich freue ich mich!